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Nazis brauchen wir nicht

  • Autorenbild: Noémi Müller
    Noémi Müller
  • 12. Jan. 2023
  • 2 Min. Lesezeit

Ich bin weiss und wurde in der Schweiz geboren. Kurze Haare habe ich nun seit zwei Jahren. Das einzige Merkmal, das mir fehlt, sind die blauen Augen. Diese haben sich etwa mit zwölf Jahren zu grün verändert. Fast also ein Arier. Perfekte Voraussetzungen, um Nazi zu sein, oder nicht?

Nun, zum Glück bin ich es nicht. Meine politischen Ansichten sind sehr links, zudem kämpfe ich für die Rechte der Menschen und nicht gegen sie. Wir leben im zwanzigsten Jahrhundert und es gibt immer noch viele Menschen, die der Meinung sind, dass sie mehr wert sind als andere. Aufgrund von Hautfarbe, Herkunft oder Religion. Ich frage mich oft, was bei diesen Menschen falsch gelaufen ist. Wurden sie von Kind auf so erzogen und so lange eingeredet, bis sie nichts anderes mehr glaubten? Oder gibt es wirklich Menschen, die aus eigener Überzeugung dieses Denken mit sich tragen? Schwer zu glauben. Denn dass man einfach so auf die Welt kommt und plötzlich Schwarze auf der Strasse zusammenschlägt, Hitler vergöttert und sich das Hakenkreuz auf die linke Schulter tätowieren lässt klingt meiner Meinung eher unglaubwürdig.

Desto mehr ich über die Herrschaft von Hitler erfahren habe, desto grösser wurde das, was sich in mir aufbaute. Es vergrösserte sich mit all den Reportagen und Dokumentationen über die Neonazis und ihre riesige Vernetzung auf der Welt, die ich mir reinzog. Als ich dann im Konzentrationslager Sachsenhausen in der Leichenhalle stand, wo man immer noch den Geruch von Verwesung in der Nase hatte, wusste ich was dieses etwas war, was sich über die Zeit in mir aufgebaut hatte. Hass.

Ich hasse Nazis.

Hass ist ein grosses Wort. Das ist mir bewusst. Und bin ich dann nicht genau so schlimm wie all die Nazis? Sind nicht genau sie die, die mit Hass handeln? Dies habe ich mich schon öfters gefragt. Doch kann ich mich gleichstellen mit Menschen, die andere fertigmachen. Manchmal sogar töten. Und zwar weil sie «nicht unserer Rasse angehören». Kann ich mich gleichstellen mit Menschen, die den Holocaust verleugnen. Die den Tod an mehreren Millionen Juden abstreiten. Die tagtäglich antisemitistische und rassistische Bemerkungen fallen lassen und anscheinend das Recht dazu haben, weil wir in einem Land mit Meinungsfreiheit leben. Ich bin ehrlich. Nein. Mit so Menschen möchte ich mich erst gar nicht vergleichen und erst recht nicht gleichstellen. Ich hasse sie, aber das lässt noch lange nicht darauf zurück schliessen, dass ich sie auf der Strasse verprügeln würde. Sie sind Menschen wie ich und ich kann nur hoffen, dass sie irgendwann auf die richtige Schiene kommen.

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